Österreichische Meisterschaften und NÖ-Landesmeisterschaften bei Bike the Bugles in Krumbach

Projekt Lanterne Rouge 3: Jetzt aber wirklich!

Am 25.8.2024 fand zum 30. Mal der Bike the Bugles MTB Marathon statt und diesem Mal wurde bei der Gelegenheit gleich auch die Österreichische Staatsmeisterschaft im MTB Marathon ausgetragen. Da ich mir den Marathon schon früh in den Kalender eingetragen hatte, kam irgendwann der Gedanke auf, ich könnte das Projekt Lanterne Rouge doch zu einer Trilogie machen und doch gleich bei der Staatsmeisterschaft, .d.h. auf der langen Distanz starten. Immerhin habe ich die letzten beiden Jahre die Small-Distanz ganz solide im Mittelfeld beendet und was können mir dann schon noch 35 km und 1000 Höhenmeter mehr noch anhaben…

Der RC Mödling war in Summe stark vertreten mit Thomas, Walter L., Daniel und Robert auf der Small-Distanz und Walter M. und Kurt mit mir auf der Classic Distanz (aber da ohne Lizenz halt nur in der allgemeinen Wertung). Als der Tag dann gekommen ist stell ich schon bei der Anreise fest, dass das eine echte Hitzeschlacht wird. Da ich aber seit dem letzten Jahr mein MTB ersetzt habe und jetzt auch off-road auf „Carbon-statt-Kondition“ setzen kann, rechne ich mir insgeheim schon aus, dass die 70 km mit 2300 Höhenmeter unter 5 Stunden zu schaffen sein sollten.

Beim Start ist immerhin kein Gerangel um einen guten Startplatz nötig, da die lizenzierten Fahrer 10 Minuten vor dem allgemeinen Rennen starten. Ich fange im Kopf schon mal an zu rechnen bis wann mich Walter und Kurt einholen werden. Dazu wird mir auch noch bewusst, dass es so gleich deutlich sein wird, ob ich wirklich wieder ein weiteres Kapitel für das Projekt Lanterne Rouge schreiben kann, d.h. ob ich wieder letzter werde. Keine zwei, drei Minuten später ist mir sehr bewusst, dass es ziemlich sicher so sein wird: Der zweiletzte entschwindet langsam vor mir und ich bin bereits im ersten Anstieg schon so weit hinten, dass ich noch vor dem Ende des ersten Anstiegs den zweitletzten nicht einmal mehr im Blick habe. Um das ganze noch ärger zu machen, holen mich die ersten lizenzierten Damen, welche 5 Minuten hinter mir gestartet sind, auch schon am Ende des ersten Anstiegs ein. Ich hoffe ein wenig, dass ich bei Abfahrt vielleicht zumindest so viel gut machen kann, dass ich mit ein paar der Damen mitfahren kann, aber irgendwie fühlt sich das Rad nicht so richtig an…. und ich merke dass ich deutlich zu wenig Luft in meinem Hinterreifen habe.

(c) Martin Brandstetter – NÖN

Okay, ich bin eh schon abgeschlagen letzter, also rolle ich mal vorsichtiger weiter um zu sehen, ob die Luft zumindest noch bis zur ersten Verpflegungstation hält…. Tut sie irgendwie doch, aber leider ist halt davor noch die Tiefenbach-Arena mit den technisch anspruchsvollsten Stellen. Wie auf rohen Eiern rolle ich über die Wurzeln und schaffe es bis in die Verpflegungsstation… Walter hat mich da schon zwei Mal überholt (warum fährt der auch so extra-Schleifen, dass er mich zweimal überholen muss???) Und Kurt sehe ich auch schon in die Verpflegungsstation fahren bis ich meinen Hinterreifen wieder ordentlich aufgepumpt und meine Trinkflaschen gefüllt habe…

Immerhin ist der Plan jetzt eindeutig, irgendwie schauen, dass ich ins Ziel komme. Zweitletzter zu werden ist jetzt wohl schon vollkommen illusorisch. Das frische Wasser und endlich wieder genug Luft im Hinterreifen bringen immerhin insofern was, dass ich die nächsten paar Kilometer halbwegs gut vorwärts komme. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr so alleine auf der Strecke, da mich viele von den 10, bzw. 20 Minuten hinter mir gestarteten Radfahrern überholen. Doch dann kommt die Streckenteilung und ich bin wieder sehr alleine… Scheinbar hat mich das gesamte Starterfeld das 10 Minuten hinter mir gestartet ist schon überholt… ich fange im Kopf schon mal an zu rechnen ob ich denn die Karenzzeit von 6,5 Stunden schaffe. Dann sehe ich bei einer weiteren Verpflegungsstation endlich wieder mal einen anderen Radfahrer vor mir. Und tatsächlich schaffe ich es ihn wieder einzuholen und vor ihm zu bleiben. Mein Ziel von 5 Stunden schaffe ich bei weiterm nicht, aber mit ca. 5:30 h bin ich doch noch mit etwas Sicherheitsabstand zur Karenzzeit im Ziel.

Gut gekocht mach ich mich auf die Suche nach den anderen RC Mödlinger. Walter (2x), Thomas und Daniel sitzen natürlich beim wohlverdienten Bier und schließe mich gleich an. Während ich langsam wieder auskühle und beginne meine Leistung einzuordnen geschehen seltsame Dinge. i) in völliger geistiger Umnachtung update ich versehentlich meinen Radcomputer und lösche damit meine Aufzeichnung bevor ich sie irgendwo hochladen konnte, ii) Kurt kommt erst fast 10 Minuten nach mir ins Ziel… ich war also kaum langsamer als er und iii) Herbert Ribarich kommt zu uns an den Tisch und fragt ob ich gerade ins Ziel gekommen sei, denn damit bin ich zweiter der Niederösterreichischen Landesmeisterschaft…

Zum Glück sind beim RC Mödling lauter sensationell nette Menschen und so bleiben alle bis zur Siegerehrung und stoßen mit mir auf den unerwarteten Podestplatz an. (Als Mitfahrer hatte ich ja schon 2 Stunden lang ein schlechtes Gewissen, weil die anderen solange im Ziel auf mich warten mussten…)

5:30 h schwitzen, da braucht es eine Medaille um davon abzulenken, wie fertig ich ausschaue

Damit ist das Projekt „Lanterne Rouge“ im ein Kapitel reicher. Dieses Mal bin ich wirklich mit Abstand Letzter aller Lizenzfahrer geworden…. aber ich habe zum dritten Mal in diesem Jahr eine österreichische Staatsmeisterschaft beendet. Und dieses Mal ohne Überrundung und deutlich innerhalb der Karenzzeit.

Mal sehen zu welchen Rennteilnahmen mich meine Lizenz noch inspiriert. Vielleicht findet sich ja noch irgendwo ein Staatsmeisterschaftsteilnehmer der hinter mir ins Ziel kommt… you never know…