Zunächst einmal eine Entwarnung. Es geht hier nicht um die nächste Diskussion von Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie (falls diese zufällig hier mitliest: „Schleich, di du %*#@!“). Es geht viel mehr um die Frage, ob denn unser allseits geliebter Radsport besser alleine oder in der Gruppe zu betreiben ist.
Alleine: Unabhängigkeit, Flexibilität & Planbarkeit!
Viele von uns haben einen Vollzeitjob, Familie und – ja, auch das gibt es – auch neben dem Radfahren noch andere Hobbies. Da bleibt irgendwann nur noch beschränkt Zeit fürs Radfahren, und da will jede mögliche Minute effizient genutzt werden. Wenn in dieser eh schon zu kurzen Zeit, die fürs Radfahren übrig ist, dann auch noch mit anderen eine gemeinsame Ausfahrt koordiniert werden soll, dann geht ja noch mehr wertvolle Zeit verloren. Und hat man sich dann mal mit Freund(Innen) zum Radfahren verabredet, haben diese (oder vielleicht auch mann/frau selber) dann gar noch einen schlechten Tag oder technische Defekte und bremsen einen bei der Radtour. Oder sie sabotieren den ausgeklügelten Trainingsplan mit unautorisierten Sprints zur Passhöhe (die natürlich gekontert werden müssen). So richtig unabhängig, flexibel und trainingsplan-konform radelt es sich zweifelsfrei am besten allein.
In der Gruppe: Soziale Dynamiken nutzen, Freundschaften pflegen, die Welt entdecken und dabei gleichzeitig verbessern
Wenn kennt sie denn nicht, die unerklärliche Anziehungskraft der gemütlichen Couch, wenn es draußen regnet, stürmt und kalt ist? Oder die spontane Unlust die Runde doch noch wie geplant zu fahren, wenn erkannt wird, dass dies zwei Stunden Gegenwind mit sich bringen würde? Da kann eine Gruppe sehr gut helfen. Bei suboptimalem Wetter und insbesondere bei hartnäckigem Gegenwind, gilt jedenfalls: Geteiltes Leid, ist halbes Leid. Der zweite sehr wichtige Aspekt ist, die Zeit, die mit gleichgesinnten Freunden verbracht wird. Die Radgruppe ist – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – eine Truppe mit geteilter Leidenschaft für den Radsport. Da kann vortrefflich über neueste Radtechnik, Rennergebnisse oder sonstige Wichtigkeiten getratscht werden. Und das Gegenüber ist oftmals viel mehr interessiert am Gesprächsthema als die nicht so radsport-affinen Teile der Familie. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die Erweiterung des Horizontes, sowohl im sprichwörtlichen Sinne durch die Erkundung neuer Radrunden in der Gruppe, als auch im sozialen Sinne durch das Knüpfen von neuen Bekanntschaften. Es gibt also ebenfalls sehr viele Gründe nicht nur alleine durch die Weltgeschichte zu radeln.
Ideale Radfahrpartner*Innen – Lieblingsmenschen
Bei genauerem Lesen der Vor- und Nachteile kommt die sehr einleuchtende Erkenntnis: Radfahren ist manchmal gut alleine, und oft wäre es auch eine super Sache, gemeinsam mit Lieblingsmenschen (im Sinne von idealen RadparterInnen) Radfahren zu gehen.
Nur, wie finden sich diese Gruppen von Lieblingsmenschen zusammen? Welche RadfahrerInnen sowohl sportlich als auch persönlich am besten zu einem passen, das kann nur durch gemeinsames Radfahren empirisch erprobt werden. Da es seltensten angebracht ist, wildfremde Menschen auf der Straße anzusprechen und zu fragen: „Willst du mit mir Radfahren gehen?“, braucht es organisierte Radausfahrten. Diese wiederum sind oft schon bestehende Gruppen, bei denen schwer Anschluss gefunden werden kann. Und die Zeit und Muße für den Aufbau von neuen und offenen Gruppen nehmen sich nur wenige Leute, weil die – eh schon knapp bemessene Zeit – gerne mit effizientem Training alleine, oder mit vertrauten Lieblingsmenschen auf dem Rad verbracht wird.
Diesen Teufelskreis versuche ich – bzw. wir als RC Mödling – nun unter dem Titel „Wochenteilung“ mit unserer wöchentlichen Mittwochsausfahrt zu durchbrechen. Sobald wir wieder dürfen – nach jetzigem Stand ab dem 19. Mai 2021 – starten wir eine Rennrad- (geplant ist auch einmal im Monat eine Mountainbike-) Gruppe, die eine gemütliche gemeinsame Ausfahrt macht. Keine wilde Trainingsausfahrt, sondern ein gemeinsames Entdecken der Gegend mit unserem bevorzugten Sportgerät. Und – das hat mir die Erfahrung aus früheren Gruppen schon gezeigt – es finden sich sicher neue Kombinationen von Lieblingsmenschen für viele zukünftige gemeinsame Ausfahrten.